Wer kennt es nicht: Jede Woche hockt man in Vorlesungen und Seminaren, bereitet vor, bereitet nach und soll in den Semesterferien, wo man für Klausuren lernen und dank einiger Hausarbeiten Stunden in der Bib verbringen muss, auch noch ein sechswöchiges Praktikum absolvieren. Das ist natürlich überhaupt kein Problem, vor allem nicht, wenn man noch zwei Nebenjobs hat, da das BAföG vorne und hinten nicht reicht. Was soll man also tun? Richtig, man sucht sich ein Teilzeitpraktikum.

Der Bücherstadt e.V. bietet so ein Teilzeitpraktikum an. Aber auch ein Praktikum im Praxissemester – je nachdem, was besser passt. Meins ging von Oktober bis April. Die Stunden konnte ich mir selber gut einteilen, da ich so gut wie alles von Zuhause erledigen konnte, was beispielsweise auch für Praktikanten mit kleinen Kindern von Vorteil sein dürfte.

Was findest du alles in der Bücherstadt?

Es dreht sich alles um Literatur. Der Bücherstadt Kurier ist ein Projekt des Bücherstadt e.V. Unter dem Motto „Literatur für alle!“ schreiben, illustrieren, recherchieren, besuchen und lesen knapp 30 feste und freie Redaktionsmitglieder, um Literatur für jeden, egal ob jung oder alt noch interessanter und zugänglicher zu machen. Es gibt verschiedene Ressorts:

• Das Stadtgespräch, wo Artikel über literarische Events wie Lesungen, Buchmessen und Theaterbesuche zu finden sind. Auch exklusive Interviews mit Autorinnen und Autoren gibt’s hier.
• Der Buchpranger ist voll mit rezensierten Büchern. Eine gute Möglichkeit, um sich einen Überblick zu verschaffen, bevor man sich einen 30 Euro teuren Hardcover-Spiegelbestseller zulegt.
• Das Filmtheater: Auch hier wird rezensiert. Sind die neusten Kinofilme wirklich ihre fünf Sterne wert und lohnt es sich, ein kleines Vermögen auszugeben, wenn am Ende das Popcorn am besten war? Aber auch ältere Filme, die schon in Vergessenheit geraten sind, werden oft ans Licht geholt. Drehbücher oder Verfilmungen mit literarischen Inhalten findet man dort ebenfalls.
• Die Spielstraße beschäftigt sich mit der Frage, wie Literatur in Spielen gefunden werden kann. Ob Apps, Konsolengames oder Brettspiele – hier gibt es alle möglichen Spielerezensionen, auf die eine oder andere Art mit Literatur in Verbindung gebracht.
• Im Kreativlabor wird sich ausgetobt: Gedichte, Gedankenkrümel, Kurzgeschichten – was das Herz begehrt und der Kopf hergibt. Wissenschaftliches ist genauso willkommen, wie kreative Texte!
• Das Skriptorium eignet sich für Kunstliebhaber und Kritzelfreunde. Hier entstehen Illustrationen, Graphiken und Fotografien. Außerdem werden hier die gelegentlichen PDF-Ausgaben gelayoutet.

Neben dem Bücherstadt Kurier gibt es noch weitere Projekte, an denen gearbeitet wird. Beispielsweise das Buchfinkhäuschen. Ein Bücherregal, selbst hergestellt und gefüllt mit Büchern, die mitgenommen werden, ausgetauscht oder gelesen und mit Fazit zurückgestellt werden können.

Vorteile für dich als Praktikant/in:

Egal, welches Genre du bevorzugst, die neusten Bücher kannst du dir bei den zuständigen Verlagen anfragen und bekommst sie kostenlos zugeschickt. Du hast anschließend drei Monate Zeit, eine Rezension zu schreiben und den Beleglink abzuschicken. Gibt es irgendwo eine Veranstaltung, die etwas mit Literatur zu tun hat, kannst du dir Pressetickets anfragen lassen. Oft rücken die Veranstalter auch zwei raus, sodass du mit einer Begleitung deiner Wahl ins Theater oder zu einem Poetry Slam und vielem mehr gehen kannst.

Deine Artikel sind für alle online. Du kannst deinen nervenden Verwandten endlich vorzeigen, was du Tolles während deines Studiums produziert hast. Und du hast sehr viel Freiheit, was deine Interessen angeht. Hast du keine Lust, über etwas zu schreiben, musst du es nicht unbedingt.

Einige Vorteile – kurz gefasst:

• Zeit selbst einteilbar
• Motivierte Mitglieder
• Spannende Projekte
• Verschiedene Bereiche für Schreibübungen vorhanden
• Weiterführende Programme kennenlernen, wie beispielsweise InDesign, Trello oder Mailchimp
• Kontakt mit Verlagen
• Neuste Bücher rezensieren
• Pressetickets für viele Veranstaltungen

Fazit:

Das Praktikum hat mir äußerst gut gefallen. Es ist immer jemand da gewesen, an den ich mich bei Fragen oder Problemen wenden konnte. Bei den Vereinssitzungen habe ich (fast) alle Redaktionsmitglieder kennengelernt, Essen gab es genug und es war sehr familiär. Ich hatte viele Aufgaben und Texte, die ich geschrieben habe, aber nie zu viel. Das Studium, meine Nebenjobs und Freizeit konnte ich mir neben dem Praktikum sehr gut einteilen. Auch meine fertigen Texte online zu sehen und direkt Feedback zu bekommen hat seine Vorteile. Die Bereiche, in die ich hineingeschnuppert habe, waren zahlreich und jeder für sich interessant. Auch gefallen hat mir, dass ich von Beginn an wie ein festes Mitglied behandelt wurde und nicht wie eine Klischeepraktikantin, die Aufgaben bekommt, die sonst niemand übernehmen möchte.

Text: Lena
Foto: Alexa Sprawe

Ein Praktikum beim Bücherstadt e.V. ist ganzjährig für die Dauer von 3–6 Monaten in flexibler Teilzeit möglich und richtet sich an alle, die ein Pflichtpraktikum bspw. im Rahmen ihres Studiums absolvieren müssen. Der Einstieg erfolgt nach Vereinbarung. Weitere Informationen gibt es hier.